Wüllenweber trägt Anliegen der Lingener Kraftwerke in Berlin vor

Wahlkreis - 09. Mai 2015
Dr. Heinz-Jürgen Wüllenweber, Leiter Erdgaskraftwerk Lingen; Thomas Bareiß, MdB, Energiebeauftragter der CDU/CSU-Fraktion; Albert Stegemann, MdB; Jörg Kerlen, Leiter regionale Kontakte/Energiepolitik der RWE
Dr. Heinz-Jürgen Wüllenweber, Leiter Erdgaskraftwerk Lingen; Thomas Bareiß, MdB, Energiebeauftragter der CDU/CSU-Fraktion; Albert Stegemann, MdB; Jörg Kerlen, Leiter regionale Kontakte/Energiepolitik der RWE

Berlin. Der Leiter des Lingener RWE-Erdgaskraftwerks Dr. Heinz-Jürgen Wüllenweber (RWE Generation SE) hat in dieser Woche dem Energiebeauftragten der CDU/CSU-Fraktion Thomas Bareiß die schwierige Situation des Kraftwerksstandorts geschildert. Der Austausch fand anlässlich der anstehenden energiepolitischen Entscheidungen auf Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann in Berlin statt. „Die Sorgen der Mitarbeiter in Lingen sind angesichts der unsicheren Zukunft verständlich. Um zielführende Lösungen zu finden, müssen sich daher Fachleute wie Wüllenweber einbringen können“, so Stegemann.

Die wirtschaftliche Situation am Kraftwerksstandort Lingen habe sich trotz der Investitionen in den letzten Jahren drastisch verschlechtert, erläuterte Dr. Wüllenweber. „Wir schreiben mit den Erdgaskraftwerken rote Zahlen.“ Der starke Zubau an Wind- und Photovoltaikanlagen habe zu gesunkenen Strombörsenpreisen und Einsatzzeiten geführt, führte Jörg Kerlen aus, Leiter regionale Kontakte/Energiepolitik bei der RWE Power AG.

Weil die erneuerbaren Energien immer mehr Strom einspeisen, kommt das Netz immer öfter an seine Leistungsgrenzen. Deshalb müsse der Netzbetreiber auch immer häufiger ins Netz und den Betrieb der konventionellen Kraftwerke eingreifen, um das Netz zu stabilisieren und die Versorgungssicherheit zu erhalten. Hier hilft das Erdgaskraftwerk in Lingen. „Doch obwohl die Eingriffe in den Kraftwerksbetrieb unverzichtbar für eine sichere Stromversorgung sind, werden sie nicht kostendeckend vergütet“, so Wüllenweber. Dabei sei im letzten Jahr jeder fünfte Start des Erdgaskraftwerks durch den Netzbetreiber angeordnet worden. „Hier geht es nicht um eine pauschale Zahlung für die Vorhaltung von Kraftwerkskapazität, sondern um eine angemessene Vergütung einer Systemdienstleistung, nämlich unseres Beitrags zur kurzfristigen Netzstabilisierung. Die Vergütung muss nicht nur die kurzfristigen Brennstoffkosten, sondern auch die Vollkosten der Anlage decken.“

Die Rolle des Systemstabilisators würde Lingen gern auch in Zukunft spielen. Dafür habe man über 700 Millionen Euro in neue schwarzstartfähige Vorschaltgasturbinen und die hochmoderne Gas- und Dampfanlage investiert. Ständig werde weiter optimiert und modernisiert. „Die GuD-Anlage ist nach einer Nachrüstung Anfang diesen Jahres die weltweit erste Anlage, die aus dem Kaltstart heraus in 45 Minuten 540 MW-Leistung zur Verfügung stellen kann“, zeigte sich Wüllenweber stolz.

Sollten keine Lösungen gefunden werden, fürchtet Stegemann nicht nur die Stilllegung von hochmodernen Kraftwerken wie in Lingen, sondern erhöhte Strompreise, die den Industriestandort Deutschland schwächen. Bereits im letzten Jahr war der Betriebsratsvorsitzende des Kernkraftwerks Emsland Peter Hubelitz auf Einladung von Stegemann in Berlin, um die Diskussion des neuen Strommarkts aus der Sicht der zahlreichen Mitarbeiter am Standort Lingen zu begleiten.

Thomas Bareiß machte zu den anstehenden Entscheidungen zum Strommarkt deutlich: „Bis Herbst nächsten Jahres soll eine Entscheidung über die Weiterentwicklung des Strommarkts stehen. Klar ist schon heute, dass wir langfristig auch Erdgaskraftwerke brauchen, die die fluktuierenden erneuerbaren Energien ergänzen. Wir müssen einen Marktrahmen schaffen, damit auch nach dem Abschalten des letzten Kernkraftwerks im Jahre 2022 ausreichend Kraftwerkskapazitäten zur Verfügung stehen. Leitlinie ist eine technologieoffene, wettbewerbliche und EU-konforme Lösung.“

Das künftige Marktdesign hat weitreichende Folgen für Lingen. Das Kernkraftwerk geht spätestens 2022 vom Netz. Die hochmodernen Erdgaskraftwerke und Gas- und Dampfanlagen werden nur am Netz bleiben, wenn sie wirtschaftlich betrieben werden können. Im Juni will das Bundeswirtschaftsministerium ihre Pläne im sogenannten Weißbuch vorlegen.