Emsbüren. Mit Unterstützung des Bundeslandwirtschaftsministeriums entwickelt die Firma Hölscher und Leuschner innovative Tierhaltungsformen. Am Dienstag hat sich der CDU-Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann vor Ort informiert, wie damit die Tierhaltung besser gemacht werden könnte. „Das Familienunternehmen Hölscher und Leuschner ist auf einem guten Weg die Anforderungen der Gesellschaft und die gute fachliche Praxis der Landwirte miteinander zu versöhnen“, so Stegemann.
Wie schwer es ist, einem mittelständigen Betrieb auf Kurs zu halten, wissen Dr. Richard Hölscher und Dr. Marc Leuschner. Beide führen das gleichnamige Familienunternehmen in zweiter Generation und als Stallbauer erleben sie aktuell stürmische Zeiten. „Gerade der emsländische Markt ist vor einigen Jahren sehr stark geschrumpft. Um zu überleben, setzen wir daher auf Innovationen und moderne Tierhaltungsformen.“
Dabei geben sich die beiden nicht damit zufrieden, dass die Fleisch- und Milchproduktion in Deutschland ein ähnliches Schicksal erleiden könnte wie die Eierproduktion. Mit dem Verbot der Käfighaltung 2010 war die Selbstversorgung in Deutschland zeitweise auf unter 60 Prozent eingebrochen. Heute stammt ein Großteil der verarbeiteten Eier aus dem Ausland – und aus ungewissen Haltungsformen.
Auch beim Fleisch droht eine ähnliche Entwicklung. Daher hält Dr. Hölscher, der selbst Schweine mästet, seiner Branche den Spiegel vor. „Wir haben uns beim Tierwohl und beim Grundwasserschutz viel zu lange mit bequemen Antworten zufrieden gegeben. Fehlentwicklungen wollten wir dagegen nicht wahrhaben.“
Daher hat das Unternehmen vor zehn Jahren umgelenkt und forscht an besserer Tiergesundheit und niedrigeren Umweltbelastungen. Hierbei profitiert das Unternehmen von der Innovationsförderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums. „Ohne die Förderung könnten wir die Versuche und die wissenschaftliche Begleitung nicht stemmen.“ Mittlerweile hat bzw. nimmt die Firma Hölscher und Leuschner an sieben Forschungsvorhaben teil. „Es geht um Grundlagenforschung aber auch darum, Produkte zur Marktreife zu bringen.“ Daher sehen sie das noch von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer aufgelegte Innovationsförderprogramm als ein Glücksfall für die Branche, welches Modellcharakter für die gesamte Wirtschaft habe.
Zugleich sind sich die beiden Geschäftsführer sicher, dass die Landwirte sich nicht gegen Veränderungen sperren. „Allein bei der ‚Initiative Tierwohl‘ wollten mehr als doppelt so viele Landwirte teilnehmen, wie am Ende zugelassen wurden“, so Leuschner. Das was die Branche brauche, sei Zeit und die Sicherheit, dass die Lösungen tatsächlich funktionieren.
Ein weiteres Problem sei die Finanzierung. „Die Verbraucher wollen mehr Tierwohl. Freiwillig sind sie jedoch nicht bereit, mehr zu bezahlen.“ Dieses Dilemma müsse durchbrochen werden. Daher plädiert Hölscher für mehr Mut von Seiten der Politik. So könne er sich beispielsweise eine Umlagefinanzierung vorstellen, bei der auch ein Aufpreis auf ausländisches Fleisch fällig würde. Hierfür engagiert er sich in der Initiative „Stall und Gesellschaft“. Stegemann begrüßt die Überlegungen. Zugleich gab er zu bedenken, dass eine Kostensteigerung im Lebensmittelbereich die schwächeren der Gesellschaft am stärksten treffe. Eine Lösung müsse daher wohldurchdacht sein.