Stürmische Zeiten trotz Rekordzahlen – GE Salzbergen arbeitet an Zukunft

Heimische Wirtschaft - 26. Juli 2017

Salzbergen. GE in Salzbergen lieferte in den letzten Jahren immer neue Rekordzahlen und doch steht die Windbranche vor stürmischen Zeiten. Um sich über die Situation zu informieren, besuchten nun Vertreter der CDU das Unternehmen. „Niedrigere Stromkosten sind gesellschaftlicher und politischer Konsens. Das jedoch planbar für Windenergieanlagen-Hersteller wie GE in Salzbergen zu gestalten, ist eine echte Herausforderung“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann.

Von der CDU nahmen neben Stegemann der Landtagskandidat Christian Fühner, Bürgermeister Andreas Kaiser und der Ortsvorsitzende Frank Elling teil. Geschäftsführer Andreas von Bobart betonte, dass die modernen zwei und drei Megawatt-Klassen mit bis zu 137 Metern Rotordurchmesser ein Verkaufserfolg seien. „In den letzten Jahren haben wir 500 Anlagen in Deutschland aufgestellt und damit deutlich an Marktanteil gewonnen. In diesem Jahr setzen wir rund jeden zweiten Euro in Deutschland um“, so von Bobart.

Foto (v. l.) Die Gesprächsteilnehmer in der Produktionshalle im Holsterfeld in Salzbergen: Dietmar Heuken, Betriebsrat; Christian Fühner, Landtagskandidat; Andreas Ulrich, Betriebsrat; Andreas von Bobart, Geschäftsführung; Marijke Plukker, Facility Management; Albert Stegemann, MdB; Dr. Wolfgang Dierker, Leiter des Hauptstadtbüros von General Electric in Berlin; Frank Elling, CDU-Gemeindeverbands- und Fraktionsvorsitzender Salzbergen; Andreas Kaiser, Bürgermeister Gemeinde Salzbergen

Doch am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. „Wir sehen zwei Trends: Der Ausbau wird gedeckelt und die Preis fallen rapide.“ Für 2017 rechnen Experten noch mit einem Rekordzubau von über 5.000 Megawatt (MW) an Land. Bis 2022 liegen die zusätzlich ausgeschriebenen Mengen dann bei 2.800 bzw. 2.900 MW jährlich. Gleichwohl bleibe Deutschland trotz Mengenbegrenzung der wichtigste Markt in der Region.

Das neue Ausschreibungsverfahren lässt zudem die Preise purzeln. Lag dieser 2010 noch bei rund 10 Cent/kWh, erhielten bei der Ausschreibung im Mai Angebote mit im Schnitt 5,71 Cent/kWh den Zuschlag. „Das ist gut für die Stromkunden. Als Hersteller stellt uns die zweite Phase der Energiewende aber vor Herausforderungen“, schildert Dr. Wolfgang Dierker von GE, der aus Berlin anreiste.

„Hinzu komme, dass fast 93 Prozent der Zuschlagsmenge an Windprojekte gegangen sei, die als Bürgerwindparks für die erfolgreiche Teilnahme an der Ausschreibung keine immissionsschutzrechtliche Genehmigung benötigten. Diese Projekte haben nun bis zu 54 Monate Zeit, die Anlagen zu errichten. Dadurch wird die mittelfristige Nachfrage zusätzlich gedrosselt. Das schlägt sich auf die Auslastung in Salzbergen nieder“, so Dr. Dierker. Zudem planen Bürgerwindparks mit Anlagen, die erst in mehreren Jahren auf dem Markt sein werden. Bei Entwicklungszyklen von zwei Jahren seien aktuelle Anlagen damit uninteressant.

Diese Herausforderungen betreffen die gesamte Branche. GE in Salzbergen stehe dabei relativ gut da. Gleichwohl müsse man sich auch in Salzbergen auf die neuen Marktbedingungen einzustellen. „Die Kunden erwarten immer kürzere Lieferzyklen bei immer leistungsfähigeren und günstigeren Anlagen“, so von Bobart. Für Fühner geht es in Zukunft um politische Verlässlichkeit im Bereich der Windenergie. „Nach Jahren der großen Umwälzungen muss nun eine verlässliche Energiepolitik folgen.“ Diese Einschätzung teilen Dr. Dierker und Stegemann, die sich nach der Bundestagswahl für mehr Planbarkeit bei der Energiewende einsetzen wollen.

Bei GE laufen derzeit die Gespräche zum Umgang mit der veränderten Marktlage. So will die Geschäftsführung möglichst spätestens Ende November Klarheit für die Beschäftigten. Dietmar Heuken als Betriebsratsvorsitzender mahnte an, dass bei allen Herausforderungen dennoch alle Veränderungen mit Augenmaß erfolgen müssen. „Die Entscheidungen müssen im Einvernehmen getroffen werden.“