Unternehmensbesuch bei pro tec – Gemeinsam gegen den Arbeitskräftemangel

Heimische Wirtschaft - 01. August 2017

Aktuell arbeiten rund 475 Mitarbeiter durch Vermittlung von pro tec in verschiedenen Betrieben. Mit 260 Personen ist der Großteil in der Grafschaft beschäftigt, weitere 150 im Lingener Raum. „Für unsere Mitarbeiter sind wir häufig die erste Anlaufstation, wenn es private Probleme oder Sorgen gibt. Unseren Kunden ermöglichen wir, flexibel auf Auftragslagen reagieren zu können. Dabei streben wir langfristige Partnerschaften mit Mitarbeitern und Unternehmen an“, so Geschäftsführer Gerrit Ricker.

Im Emsland und der Grafschaft Bentheim gebe es nicht nur einen Fachkräfte-, sondern einen Arbeitskräftemangel, so Ricker. Das nehme pro tec zum Anlass, um möglichste vielen Menschen ohne Beschäftigung den Weg zurück in Arbeit zu ermöglichen. „Wir geben den Menschen eine neue Chance. Häufig geht es um Verlässlichkeit und Struktur, im zweiten Schritt dann um die fachliche Qualifizierung“, so Ricker. Pro tec ist zugelassener Bildungsträger, bei dem Bildungsgutscheine nach SGB III eingelöst werden können. So ist eine Weiterbildung zum Schweißer, Staplerfahrer, CNC-Maschinenführer, Abkanter sowie im Bereich der Lagerlogistik möglich.

Albert Stegemann im Gespräch mit Gerrit Ricker und Irene Schubert von pro tec

Der Anspruch sei eine individuelle, praxisnahe und zielgenaue Bildung. Dass dies ein vielversprechender Ansatz ist, bestätigt der Arbeitsmarktpolitiker Stegemann. „Aus Bildungseinrichtungen wissen wir, dass jeder Zweite, den wir intensiv betreuen, anschließend Arbeit findet“, so Stegemann. Daher fördere der Bund vergleichbare Projekte bis 2020 mit rund 762 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds. „Damit wollen wir rund 23.000 Arbeitssuchende erreichen. Das Geld wird nicht per Gießkanne, sondern ganz gezielt ausgegeben.“

In diesem Zusammenhang wurde die Lage am Ausbildungsmarkt angesprochen. „Aktuell sind wir in Deutschland von einer bedarfsorientierten Berufsbildung meilenweit entfernt“, so Stegemann. „Der Fachkräftemangel im Handwerk ist mit Händen zu greifen. Gesellen werden häufiger übernommen und die Bezahlung ist häufig auch besser als im kaufmännischen Bereich“, so Stegemann.

Hier sieht Stegemann Eltern, Lehrer und Politik gleichermaßen in der Pflicht. „Jeder soll seinen Weg finden. Wir dürfen niemandem vorschreiben, was er tun soll. Zugleich sollten wir junge Menschen aber ermutigen, eine Ausbildung zum Maurer, Kraftfahrer, Zerspanungstechniker, Elektriker oder Systemadministrator zu machen.“ Das sei häufig Kopfsache. Gerade Eltern wollen das Beste für Ihre Kinder. Wir müssten aber lernen, dass dies nicht immer und das Abitur mit direktanschließendem Studium ist.

Irene Schubert berichtete aus dem Arbeitsrecht. Der Bundestag hat jüngst die Regeln für die Arbeitnehmerüberlassung verschärft. Spätestens ab dem neunten Monat müssen Zeitarbeiter künftig den gleichen Lohn erhalten wie Mitarbeiter im Unternehmen. Die Höchstüberlassungsdauer beträgt 18 Monate. Wichtig sei es, dass die neuen Regeln nicht die Benachteiligen, die eigentlich geschützt werden sollen, etwa Arbeitnehmer ohne Führerschein. So wurden Fallbeispiele wie spezialisierte Krankenschwestern in mehr als einem Krankenhaus besprochen.