Nordhorn. Am Freitag besuchte der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Berling den Gartenbaubetrieb Franz Piepel in Nordhorn. Eingeladen hatte der Gartenbaukreisverband Ems Vechte. „Es ist gut, dass die schlagkräftige Truppe die Herausforderungen im Gartenbau gemeinsam angeht“, so Stegemann. Im Frühjahr haben sich die drei Verbände Bentheim, Lingen und Meppen zum Gartenbaukreisverband Ems Vechte zusammengeschlossen.
Künftig wollen die Gartenbauer noch stärker mit einer Stimme sprechen. Die Fusion sei allerdings auch nötig geworden, weil die Zahl der Gärtnereien insgesamt zurückgehe. „Die steigenden Anforderungen von Seiten der Politik aber auch der Kunden und der internationale Wettbewerb machen den Gartenbauern zu schaffen“, so Lutz Arnsmeyer vom Wirtschaftsverband Gartenbau aus Hannover.
Heute ist der Gartenbau ein hochspezialisierter Bereich der Landwirtschaft. In Unterglasanbau können wetterunabhängig bei hohen Investitionskosten die Bedürfnisse der Kunden bedient werden. Der umweltschonende und qualitativ hochwertige Anbau findet von Mitarbeitern mit viel Fachwissen und Erfahrung statt.
Dies wird im Gartenbaubetrieb Piepel deutlich. Der 1953 von Franz Piepel senior gegründete Betrieb beschäftigt ganzjährig zwanzig Mitarbeiter. Anfang des Monats hat zudem eine Mitarbeiterin Ihre Ausbildung begonnen. „Wir sind sehr froh, dass wir sie haben. Früher waren es regelmäßig vier bis fünf Auszubildende. Aber auch bei uns ist der Fachkräftemangel spürbar“, beschrieb Pieper den Wandel.
Piepel ist als regional verankerter Familienbetrieb in kleinen Schritten gewachsen. 2007 kam der Standort an der Lingener Straße 151 hinzu, nachdem Hermann Schröder die dortige Gärtnerei aufgegeben hatte. Heute produziert er auf rund 17.000 Quadratmetern etwa 6,5 Millionen Jungpflanzen und Stecklinge sowie 350.000 Fertigpflanzen. „Damit gehören wir zu den Kleinen in der Branche“, so Piepel, für den die Grenznähe einen besonderen Wettbewerb mit sich bringt.
Piepel startete daher vor drei Jahren den Verkauf an Endkunden im neuen 400 Quadratmeter großen Verkaufsgewächshaus an der Lingener Straße. Der Verkauf von Mitte März bis Oktober werde von den Kunden gut angenommen und steuert rund zehn Prozent des Umsatzes bei. Bürgermeister Berling begrüßt diesen Weg. „Eigene Waren aus Nordhorn sind bei vielen Kunden geschätzt“, so Berling. 90 Prozent der angebotenen Waren stammen aus eigenem Anbau. Gleichwohl sei das Potenzial in der dünnbesiedelten Grafschaft für Direktvermarktung begrenzt.
Zudem trägt die Branche den gesellschaftlichen Wünschen Rechnung. Die regionalen Gartenbauer setzen auf energiefreundliche Produktion, torfreduzierte Pflanzsubstrate und einen integrativen und biologischen Pflanzenschutz. „Zur Wahrheit gehört aber, dass es ganz ohne Torf und Pflanzenschutz nicht geht“, so Arnsmeyer, der auf mehr Ehrlichkeit in der öffentlichen Debatte hofft.
Hubert Bernzen vom gleichnamigen Blumenhaus im Twist bestätigt dies. „Wir Forschen und Experimentieren aktuell mit Ersatzprodukten. In einzelnen Bereichen gelingt das. Die Pflanze darf aber zum Beispiel beim Kunden nicht vertrocknen. Daher stehen wir noch am Anfang und brauchen die nötige Zeit“, so Bernzen. Die Gesprächsteilnehmer vereinbarten mit Stegemann im Falle möglicher Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl ein erneutes Gespräch, um die Anliegen der kleinen und Gärtnereien einbringen zu können.
Zum Abschluss unterstrich Berling die Bedeutung der regionalen Gartenbauer: „Mit Piepel haben wir ein sehr wertigen Betrieb in Nordhorn, der seit vielen Jahren die zweimal jährlich wechselnde Bepflanzung für den Tierparkkreisel stiftet. Dieser ist gewissermaßen der Willkommensgruß der Stadt Nordhorn an seine Gäste.“