Jeder Schluck Alkohol in der Schwangerschaft ist ein Schluck zu viel

Wahlkreis - 12. Dezember 2018

Lingen/Berlin. Jährlich kommen bis zu 10 000 Kinder mit alkoholbedingten Schädigungen auf die Welt, die unter dem Begriff Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) zusammengefasst werden. Der FASD Deutschland e. V. mit Sitz in Lingen setzt sich seit Jahren diese Menschen ein. Am 28. November fand nun ein Fachgespräch mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Marlene Mortler (CSU) im Bundestag statt.

„Die Gefahr von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft wird weiterhin unterschätzt. Wir brauchen hier eine bessere Präventionsarbeit und eine bessere Unterstützung für die Betroffenen im Erwachsenenalter“, betont der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann als Sprecher seiner Fraktion für den gesundheitlichen Verbraucherschutz.

Die Lingenerin und Vorsitzende des FASD Deutschland e.V., Gisela Michalowski, dankt der Drogenbeauftragten Mortler für ihre engagierte Arbeit. Sie habe in den letzten Jahren bereits wichtige Projekte auf den Weg gebracht, beispielsweise den Pocket Guide FASD sowie ein Handbuch zur Unterstützung der Betroffenen.

Dennoch sei bei der Prävention noch viel zu tun, so Michalowski: „Jede Frau sollte wissen, dass Alkohol in der Schwangerschaft tabu ist. Trotzdem trinkt laut Studien jede vierte Schwangere in Deutschland. Manche denken, geringe Alkoholmengen seien unschädlich. Andere haben den Eindruck, dass die Schädigungen nur im Kindesalter auftreten. Dabei leiden die Betroffenen ein Leben lang an den Behinderungen.“

Nicht nur in der Bevölkerung, auch unter Ärzten sei die Krankheit oft nicht bekannt. Um Fehldiagnosen zu vermeiden, soll FASD nach Wunsch der Teilnehmer künftig als Krankheitsbild in das internationale ICD-Klassifikationssystem aufgenommen werden.

Darüber hinaus fordert die FASD Deutschland ein verpflichtendes Kennzeichen auf alkoholischen Getränken, das Schwangere zum Verzicht auf Alkohol auffordern soll. Auch werde FASD bei Erwachsenen oft nicht als Behinderung anerkannt. Dies sei wichtig, um eine ausreichende Förderung zu erzielen.

Stegemann: Gefahr wird unterschätzt

Mortler und Stegemann sagten zu, sich weiterhin für die betroffenen Menschen mit FASD einsetzten zu wollen. „Nur mit vereinten Kräften können wir hier etwas verbessern“, so Stegemann. Er werde daher den Kontakt mit den Gesundheitspolitikern und dem Behindertenbeauftragten seiner Fraktion suchen.

Foto: v.r.n.l. Marlene Mortler (Drogenbeauftragte der Bundesregierung, CSU), Gisela Michalowski (Vorsitzende der FASD Deutschland e.V.), Albert Stegemann (Ernährungspolitischer Sprecher, CDU), Alison Frieling (Stv. Vorsitzende der FASD Deutschland e.V.), Dr. Mirjam Landgraf (Klinikum der Universität München), Gela Becker (FASD-Fachzentrum des Sonnenhof e.V.)