Uelsen. „Trockene Sommer, Stürme und Schädlingsbefall – die Wälder in der Grafschaft und im Emsland stehen vor enormen Problemen. Vor Ort braucht es zeitnah Instrumente, um den Wald fit für die Zukunft zu machen“, bilanziert der CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann nach seinen Antrittsbesuch beim neuen Bezirksförster Philip Winkel für die Niedergrafschaft. An dem Gespräch hatten auch der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Albert Lucas und weitere Vertreter der CDU aus Uelsen, Neuenhaus und Emlichheim teilgenommen.
Die Auswirkungen der außergewöhnlichen Naturbedingungen bleiben auch in der Niedergrafschaft nicht verborgen. „Große Schäden nahm der Niedergrafschafter Wald im Januar 2007 unter dem zerstörerischen Orkan Kyrill. Bis heute kann man die Folgen unmittelbar in den Wäldern sehen, welche zurzeit zusätzlich unter Trockenheit und Hitze leiden“, betont Albert Lucas. Dem stimmt der erfahrene Förster Philip Winkel nach gut sieben Wochen im Dienst zu: „In der Niedergrafschaft braucht der Wald besondere Pflege. Eine sinnvolle Aufforstung und unmittelbarer präventiver Waldschutz zur Bekämpfung des Borkenkäfers sind unerlässlich.“
Täglich nimmt er den Kampf mit dem Borkenkäfer auf und beobachtet einen insgesamt zunehmenden Schädlingsbefall. Borkenkäfer fressen sich in kürzester Zeit durch die Wälder und vermehren sich mit einer Rate von 1 zu 100.000. Sobald der Befall festgestellt wird, helfe nur die unmittelbare Beseitigung und der unverzügliche Abtransport des Schadholzes um den restlichen Wald zu schützen. In der Grafschaft Bentheim sind vor allem Lärchen vom Lärchenborkenkäfer, Fichten hingegen vom Buchdrucker und Kupferstecher betroffen.
Weniger schädlich für die Bäume, aber deutlich gefährlicher für die Menschen ist der Eichenprozessionsspinner. Die giftigen Flimmerhärchen der Raupen haben zahlreiche Grafschafter in diesem Sommer belastet. Um diese Entwicklung dauer-haft zu stoppen, reicht das Absaugen der Nester leider nicht. „Wir müssen auf wirklich kalte Winter und höhere Niederschläge hoffen“, so Winkel. Insgesamt leidet der Wald unter der Trockenheit und starken Temperaturen. Das gilt in besonderem für die Laubbäume und dabei vor allem für Buchen und die Birken.
Ein besonderer Fokus bei dem Besuch lag auf dem Thema Brandschutz. Wie die Medien bereits vor einigen Tagen berichteten, gibt es große Defizite beim Brandschutz. „In unseren Wäldern muss zügig ein verlässlicher Brandschutz sichergestellt werden und nicht erst, wenn es zu spät ist. Gemeinden und Landkreis müssen aktiv werden, um im Notfall Menschen, Ortschaften und Wald schützen zu können“, fordert der stellvertretende CDU-Vorsitzende in Uelsen Lars Elferink. Das Risiko für Waldbrände erhöht sich mit den steigenden Temperaturen und dem Ausbleiben von Niederschlägen. Brandstiftung oder unachtsame Waldbesucher können zu einer Katastrophe führen. Defizite des Brandschutzes liegen insbesondere im Ausbau des Wegenetzes in den Wäldern im Bereich Uelsen. Die Wege und Gassen, die auf der Waldbrandeinsatzkarten dargestellt sind, sind für die Rettungskräfte größtenteils nicht zugänglich. Auf den Hauptwaldverkehrsachsen müsste ein umfangreicher Wegebau betrieben werden der einen Gegenverkehr zulässt, um bei einem Waldbrand die Wassernachschubversorgung sicherzustellen. Bei den Nebenwegen ist eine dauerhafte Lichtraumprofilpflege nötig, um geländegängigen Einsatzfahrzeugen das Vorstoßen in tiefere Waldlagen zu ermöglichen.
Der Ernst der Lage ist allen Teilnehmern am Ende des Tages bewusst. „In den Mittelpunkt der Diskussionen muss der Schutz des Lebensraums Wald rücken. Auf all seine ökologischen und ökonomischen Funktionen können Mensch, Tier und Natur nicht verzichten“, so Albert Stegemann, der derzeit in Berlin über zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten für den Wald verhandelt.