Nordhorn. In den meisten Orten mussten in den letzten zwei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie Weihnachtsmärkte, Kirmeswochenenden und andere Volksfeste abgesagt werden. Das führt zu einer sehr angespannten Situation der Schaustellerinnen und Schausteller, die erhebliche finanzielle Einbußen verkraften müssen. Der Schaustellerverband Nordhorn trägt auch deshalb in einem Gespräch mit dem örtlichen Bundestagsabgeordneten Albert Stegemann (CDU) seine aktuell problematische Situation vor.
„Die Branche der Schausteller hatte es in der letzten Zeit ähnlich schwer wie die Gastronomie“, berichtet der Erste Vorsitzende des Nordhorner Schaustellerverbands Fritz Braun jun.. Zwar konnten vielerorts kurzfristige Pop-Up-Parks umgesetzt werden, allerdings brachten diese Veranstaltungen nur einen Bruchteil der Erlöse abgesagter Traditionsveranstaltungen ein. „Mit jeder Veranstaltungsabsage bleiben unsere Kassen leer. Auch der Blick in die Zukunft bietet weder Planungssicherheit, noch können wir Personal gewinnen“, erklärt der stellv. Vorsitzende des Verbands Dennis Scholle besorgt.
Der Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann versucht Hoffnung zu machen: „Angebote im Freien sollten schon bald wieder durchgeführt werden können. Hier ist die Ansteckungsgefahr deutlich geringer als bei privaten Veranstaltungen in kleinen Räumen“. Stegemann bekräftigt seine Unterstützung gegenüber dem Verband und versprach sich für abgewogene und sinnvolle Lockerungen der pandemischen Regulierungen einzusetzen, die seiner Meinung nach bereits in Sichtweite seien.
Der Vorsitzende des Verbands Fritz Braun jun. erläutert, dass die Grundlagen für Lockerungen in dem Bereich gegeben sind: „Wir machen Freizeit zum Vergnügen, mit sehr geringem Risiko für mögliche Ansteckungen. Verschiedene Konzepte zum Infektionsschutz sind bei den wenigen Kirmesveranstaltungen im vergangenen Jahr erfolgreich umgesetzt worden, zum Beispiel stichprobenartige Kontrollen des Impf- oder Teststatus. Meine Kollegen und ich brauchen wirklich dringend eine Öffnungsperspektive für diese Saison.“
Mit Blick auf staatliche Unterstützung ergaben sich seiner Meinung nach zu große Hürden bei der Beantragung staatlicher Leistungen. Zum Beispiel kann bei einer Bedürftigkeitsprüfung das vorhandene Vermögen in Form von Fahrgeschäften ein Problem darstellen. So verdeutlicht Braun: „Wenn ich meinen Autoscooter erst verkaufen muss, um Arbeitslosengeld zu erhalten, dann werde ich das Geld vom Staat auch noch nach der Pandemie brauchen.“
Die Corona-Hilfen wurden allerdings als gute Instrumente angesehen. Aber auch hier stellt Stegemann klar: „Einfach und gerecht lässt sich bei der Ausgabe staatlicher Leistungen leider nur selten realisieren. Die Corona-Hilfen sollten schnelle und einfache Unterstützung bringen, teilweise zu Lasten der Gerechtigkeit einiger Unternehmer. Und bürokratische Auflagen mögen zwar zu mehr Gerechtigkeit führen, hindern aber die Niedrigschwelligkeit solcher Zahlungen.“
Für Braun und Scholle ist klar: „Wir wollen nicht in die soziale Hängematte!“ Für uns Schausteller ist es wichtig, dass eine Möglichkeit geschaffen wird, dass wir mit unseren Beruf als Schausteller wieder selbst Geld verdienen und den Menschen ein Stück Lebensfreude zurückgeben können. Es gibt für uns nichts Schöneres als lachende Kinder auf einem Kinderkarussell oder kreischende Teenager in Fahrgeschäften zu sehen und zu hören. Schausteller zu sein ist nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Lebenseinstellung. So lange das aber nicht möglich ist, sind die Überbrückungshilfen für uns Schausteller ein wichtiges Instrument.