Nordhorn. Um über Auswirkungen der Corona-Pandemie für Kindertagesstätten zu sprechen, kommt der regionale Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann (CDU) mit verschiedenen Kitas, die am Bundesprogramm „Sprach-Kitas – Weil Sprache der Schlüssel zu Welt ist“ in Nordhorn ins Gespräch. Die Fachberatungen Karin Tallen und Lena Wellen sowie Vertreterinnen aus den Kitas der einzelnen Verbünde machten deutlich, dass eine verlängerte finanzielle Förderung notwendig sei, um die guten Ergebnisse aus diesem Programm zu verstetigen. Stegemann drückt sein Unverständnis über die Pläne der Bundesregierung aus, das Programm entgegen vorherigen Ankündigungen nicht zu verlängern.
Ziele des seit 2016 laufenden Bundesprogramm sind die qualitative Weiterentwicklung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung, Zusammenarbeit mit Familien, Inklusiver Pädagogik, Digitalisierung und Teamentwicklung. In den Einrichtungen kann durch das Programm zusätzliches Personal eingesetzt werden. Allein im Emsland und in der Grafschaft profitieren davon insgesamt weit mehr als 60 Kindertagesstätten.
Der Koalitionsvertrag der regierenden Ampel-Koalition auf Bundesebene hatte eigentlich vorgesehen, das Programm finanziell zu festigen und weiterzuentwickeln. Nun läuft die Förderung zum Jahresende aus. Über eine entsprechende Planung wurden die Bundesländer und die Landkreise informiert. „Insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist das eine wirklich schlechte Nachricht für unsere kindliche Frühförderung. Besonders nach zwei komplizierten Jahren für unsere Kitas ist die Förderung von Kindern mit besonderem Sprachbedarf umso wichtiger“, findet Stegemann.
Auch die Fachberatungen berichten von starken Auswirkungen der vergangenen beiden Pandemiejahr für die Familien: „Im Moment ist nicht absehbar, welche Langzeitfolgen die Corona-Pandemie mit sich bringt. Viele Familien berichten über erlebte Vereinsamung und Verunsicherung. In den Sprach-Kitas gibt es gute Ressourcen durch die zusätzliche Fachkraft, um dem entgegenzuwirken, z.B. in Elterncafés oder durch die Vernetzung mit niederschwelligen Angeboten. Aber auch diese müssen nach der Coronazeit erst wieder ins Leben gerufen und verstetigt werden. Das geht nicht von heute auf morgen“, gibt Wellen zu Bedenken.
In den Sprach-Kitas werde an der Lebensrealität der Kinder und Familien angesetzt, beispielsweise individuelle Barrieren wahrzunehmen und abzubauen. Dies wirke sich positiv auf die sprachlichen Fertigkeiten der Kinder aus, die sehr entscheidend für die schulische Entwicklung sei, ergänzt Tallen.
Vor dem Hintergrund der vielen geflüchteten Menschen in die Ukraine sei es daher umso unverständlicher, dass die Bundesregierung das Programm nicht verlängern möchte, sind sich Stegemann und die Kitas einig. „Sprach-Kitas stehen für eine individuelle Unterstützung für jedes Kind“, findet Stegemann „Auch die Familien finden dieses Projekt wichtig. Nicht umsonst waren so viele Eltern bei der Postkartenaktion zur Verlängerung beteiligt“, pflichtet ihm Tallen bei.
Im Emsland und der Grafschaft Bentheim wurden über 60 Sprach-Kitas in den vergangenen Jahren durch den Bund unterstützt. Die Kitas profitierten von zusätzlichen Fachkräften, die vom Gruppendienst freigestellt sind und das Team bedarfsorientiert unterstützen und in der Qualitätsentwicklung coachen. Stegemann versprach sich weiterhin für eine Weiterführung der Förderung einzusetzen.
Bildunterschrift: Die Bundesregierung plant, das Förderprogramm Sprach-Kitas nicht weiterzuführen. Die Fachberatungen und zusätzlichen Fachkräfte der Verbünde sowie der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann möchten die Förderung dagegen verlängern.