Nordhorn. Psychische Erkrankungen, besonders bei Kindern und Jugendlichen, waren für lange Zeit ein gesellschaftliches Tabuthema. Das darf nicht länger so sein, meint der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann (CDU). Auch deshalb besucht Stegemann im Rahmen einer von ihm durchgeführten Themenwoche „Jugend und Familie nach Corona“ die Kinder- und Jugendpsychiatrie derEuregio-Klinik in Nordhorn. Den Versorgungsangeboten steht, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Schließung einer großen Fachpraxis in Nordhorn und den Folgen der Corona-Pandemie, eine große Nachfrage gegenüber.
Für die tagesklinische Betreuung von erkrankten jungen Menschen werden in der Euregio-Klinik neben den ambulanten Versorgungsstrukturen in der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) 15 spezielle Therapieplätze angeboten. Die Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Dr. Maria Anna Krümpel-Mees bestätigt dem Bundestagsabgeordneten Stegemann eine stark gestiegene Nachfrage: „Das zeigt sich nun in einer gestiegenen Anzahl an Kindern, die Symptome wie Ängste, Essstörungen und Depressionen aufweisen“, so Dr. Krümpel-Mees.
Die Kinderpsychiaterin betont, dass sie die von der Politik getroffenen Einschränkungen zum Infektionsschutz in den großen Teilen für richtig hält und unterstützt: „Ich bin Medizinerin und mir bestens bewusst, wie schwerwiegend eine Corona-Infektion für manche Menschen sein kann. Die Politik musste in einer schwer zu überblickenden Situation drastische und schnelle Entscheidungen treffen.“ „Umso wichtiger ist die Arbeit des Krankenhauspersonals der Euregio-Klinik und vieler anderer Kliniken“, betont Albert Stegemann.
Geschäftsführer Michael Kamp weist in diesem Zusammenhang auf die mehr als angespannte Lage in den Krankenhäusern hin. Der Druck auf die Häuser werde durch die immer noch andauernden Einschränkungen der Corona-Pandemie, aber auch durch die explosionsartig gestiegenen Strom- und Gaskosten, immer größer. Gerade bezogen auf die Energiekosten sei eine zeitnahe und klare Aussage der Bundesregierung notwendig, dass die Krankenhäuser einen entsprechenden Inflationsausgleich erhalten. Im Gegensatz zu anderen Branchen könnten Kliniken Preissteigerungen aufgrund des bundeseinheitlichen Preissystems nicht kurzfristig weitergeben.
Ein weiteres Schwerpunktthema für die Krankenhäuser ist die zunehmende Ambulantisierung in der Medizin. „Das Allgemeinmediziner und Hausarztpraxen zunehmend keinen Nachfolger finden, ist leider nichts Neues. Teilweise ist diese Entwicklung allerdings auch schon in einigen fachärztlichen Bereichen zu beobachten“, kommentiert Kamp den Trend mit Sorge. „Hier bedarf es dringend entsprechender Vorgaben durch die Bundesregierung wie z. B. einer weiteren Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung.“
Ein Weiter-So kann und darf es in der Gesundheitsbranche nicht geben“, mahnt Kamp an. Sonst könne der zukünftige Spagat zwischen knapper werdender finanzieller Mittel und den Herausforderungen des demographischen Wandels nicht gelingen. „Leider mangelt es aktuell noch an entsprechend klaren Vorgaben und strategischen Positionierungen der Bundesregierung“, so Kamp.