Lingen. Ein Vorreiter in Sachen Digitalisierung ist die als Digitaler Ort ausgezeichnete Berufsbildende Schule für Technik und Gestaltung in Lingen. Dies ist auch einer der Gründe, warum der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann (CDU) im Rahmen seiner Themenwoche „Jugend und Familie nach Corona“ mit Schülerinnen und Schülern sowie dem Kollegium der BBS über die Erfahrungen während der Pandemie sprach. Deutlich wurde bei der Gesprächsrunde: Fehlzeiten und unerwünschte Brüche in der Bildungsbiographie junger Menschen sind längst keine Ausnahme mehr.
Sowohl bei Schülerinnen und Schülern als auch im Lehrerkollegium sind in diesem Schuljahr so viele Fehltage wie nie zuvor erkennbar, berichtet Schulleiter Jürgen Korte. „Das liegt nicht nur an der Quarantäneregeln und an den Corona-Erkrankten, sondern auch an psychischen Belastungen für uns alle. Klare Strukturen und Tagesabläufe sind bei Einigen in den letzten beiden Corona-Jahren verloren gegangen“, so Korte.
Albert Stegemann bestätigt, dass er Vergleichbares bereits in einigen Gesprächen mit anderen Schulen gehört habe. Zudem fehle bei vielen Schülerinnen und Schülern ein klarer Plan hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft, da Schulpraktika und somit konkrete praktische Einblicke in Berufe fehlen. „All das resultiert in einer viel zu hohen Anzahl an jungen Menschen, die der Schule den Rücken kehren und ihre Laufbahn ohne Abschluss abbrechen“, summiert Stegemann. Auch der klar erkennbare Fachkräftemangel in heimischen Unternehmen sei eine negative Folge.
Der Erste Kreisrat des Landkreis Emsland, Martin Gerenkamp, zeigt sich aus einem anderen Grund verwundert: Der Rückgang an dualen Auszubildenden und Studienanfängern stehe nicht im Einklang mit der hohen Anzahl an Schülerinnen und Schülern, die eine Allgemeine Fachholschulreife erwerben konnten. Er stelle sich zunehmend die Frage, wo die ganzen Abiturienten nun seien und was sie machen würden.
Einige Schülerinnen und Schüler litten nach eigenen Einschätzungen unter den Homeschooling-Maßnahmen und dem nur eingeschränkten sozialen Kontakt. Junge Menschen berichteten von schlechteren Noten, viel mehr Versuchung, sich mit außerschulischen Dingen abzulenken und gestiegener Frustration. Andere dagegen lobten, dass die Digitalisierung in Schulen endlich vorangetrieben wurde, auch wenn gerade zu Beginn einige technische Probleme auftraten. Dennoch wurde bei Stegemanns Besuch klar, dass Präsenzunterricht eindeutig die beste Unterrichtsform sei. „Zur Schule zu gehen ist nicht das Schlechteste“, schloss eine Schülerin die Diskussion ab.