Letzte Woche hatte ich das erste Gespräch mit der neuen Standortleiterin der bp in Lingen, Paula Wilson. Mit ihr habe ich über die Zukunft des Lingener Standorts, die erfolgreiche EU-Wasserstoffförderung und den Plan eines „Energy Hubs“ im Emsland gesprochen. Seit dem 1. Dezember 2023 ist Paula Wilson die Leiterin der bp Raffinerie in Lingen.
Die Europäische Kommission hatte im Februar 2024 deutsche Projekte des „IPCEI Wasserstoff“ (Important Project of Common European Interest) genehmigt – darunter auch ein Wasserstoffprojekt der bp zum Bau eines 100-MW-Elektrolyseurs in Lingen. Nach der Genehmigung auf EU-Ebene werden nun zeitnah die nationalen Förderbescheide ausgestellt. Die Bundesregierung und die jeweiligen Bundesländer planen sich mit rund 4,6 Mrd. Euro an den deutschen IPCEI Wasserstoffinfrastrukturprojekten zu beteiligen.
Ich finde: Die Energiewende muss mit Augenmaß und Realismus angegangen werden, wobei es im Übergang weiterhin nicht ohne konventionelle Energieträger funktionieren wird. Die Lingener bp spielt dabei eine wichtige Rolle und begrüßt die Bemühungen zur Förderung von Klimaschutz, wie beispielsweise das EU-Wasserstoffprojekt. Begeistert bin ich zudem von den wiederholt tollen Sicherheitszahlen. Ich wünsche der neuen Geschäftsführerin Paula Wilson weiterhin viel Erfolg und stehe als politischer Ansprechpartner gern zur Seite.
Zum Hintergrund: Die bp Raffinerie in Lingen ist seit 2002 Teil der bp Gruppe und zählt zu den größten Energieunternehmen weltweit. Aktuell beschäftigt das Werk etwa 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am emsländischen Standort. Mit einer jährlichen Verarbeitungsmenge von rund fünf Millionen Tonnen Rohöl werden Produkte wie Kraftstoffe, Heizöl und chemische Vorprodukte hergestellt. Im Zuge des 70-jährigen Jubiläums der Raffinerie hat bp im letzten Jahr die Pläne zur Umwandlung des Standorts von einer konventionellen Raffinerie in ein integriertes Energiezentrum bekannt gegeben. Hierbei soll der Fokus verstärkt auf emissionsärmere Energielösungen wie die Produktion von Biokraftstoffen und grünem Wasserstoff gelegt werden.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion möchte Deutschland zum Leitanbieter für Wasserstoff machen. Der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann (CDU) unterstützt deshalb einen nun vorgelegten Bundestagsantrag und betont die Bedeutung von Wasserstoff für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Emsland und Grafschaft Bentheim: „In Sachen Wasserstoff ist unsere Region bundesweit führend. Mit dem Antrag setzen wir uns für eine schnellere Umsetzung der geplanten Projekte und Investitionen ein“, lobt Stegemann die Bedeutung des Antrags für die Region.
„Wir müssen die Phase bis 2030 intensiv nutzen, um in dieser Zeit alle Vorbereitungen zu treffen, dass Wasserstoff an und in das dezentrale Verteilnetz kommt. Denn ein Großteil unserer mittelständischen Industrie und auch die kommunale Wärmeplanung hängen an diesem Verteilnetz. Hierfür brauchen wir eine entsprechende frühzeitige Unterstützung bei der Umstellung der Verteilnetze von Erdgas auf Wasserstoff.“ Dies sei auch klare Empfehlung vom Deutschen Wasserstoffrat.
Durch die geplante Wasserstoffinfrastruktur entstehen für die Kommunen neue Entwicklungspotentiale. Beispielsweise ist durch das Gemeindegebiet der Kommune Emsbüren eine Wasserstoffleitung geplant, die auch das Gewerbegebiet Emslandpark am Autobahnkreuz A30/A31 durchquert. „Durch die zukünftige Bereitstellung von grünem Wasserstoff können wir bestehende Betriebe in der nachhaltigen Produktion stärken. Die Wasserstoffinfrastruktur ist ein klarer Standortvorteil bei Anfragen für Neuansiedlungen von Firmen“, so Markus Silies, Bürgermeister der Gemeinde Emsbüren.
Die Region Emsland und Grafschaft Bentheim hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Wasserstoffstandort entwickelt. Rund um Lingen entstehen Projekte in der Produktion von grünem Wasserstoff. Kooperationen von RWE, Linde, BP, Thyssen Krupp und Kawasaki arbeiten daran, die Produktion, den Transport und die Speicherung von Wasserstoff aufzubauen und zu erweitern. Es wird erwartet, dass in Lingen über ein Viertel der bis 2030 in Deutschland geplanten grünen Wasserstoffmenge erzeugt wird. Auch eine Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff ist bereits vorhanden. Das Emsland hat hervorragende Netzverbindungen, die für den Transport von Wasserstoff genutzt werden können.
Mit dem Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion soll der Wasserstoff-Hochlauf in Deutschland weiter vorangetrieben werden, um die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu stärken. Die Region Emsland und Grafschaft Bentheim soll dabei eine wichtige Rolle spielen und vom Wasserstoff-Hochlauf profitieren. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, alle Wasserstoffformen in Erzeugung und Import zu beschleunigen. Diese Technologieführerschaft sei durch innovationsfreundliche Rahmenbedingungen weiter auszubauen, um dem gegenwärtig rückläufigen Trend entgegenzuwirken.
„Die erste Nationale Wasserstoffstrategie wurde im Jahr 2020 von der vorherigen Bundesregierung unter Führung der CDU/CSU verabschiedet. Diese Strategie erhielt große Rückendeckung aus der Wirtschaft und von fachkundigen Experten. Die Ampel-Regierung hat seither weder diese Strategie genutzt noch die bereits für 2022 angekündigte Fortschreibung vorgelegt. Daher müssen wir jetzt deutlich verstärkte Anstrengungen unternehmen, um im globalen Wettbewerb um den Leitmarkt für Wasserstoff aufzuholen“, macht Stegemann seinen Unmut deutlich.
Mehr über den Antrag finden Sie unter Deutscher Bundestag – Beratung über technologieoffene Erzeugung von Wasserstoff. Aktuell steht das Thema für den Donnerstagnachmittag, 11. Mai 2023 auf der Tagesordnung des Deutschen Bundestags.