Lingen. Hoher Besuch auf der Baustelle Schillerstraße: Der Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann besichtigte das zukünftige Apotheken-Logistikzentrum des Bonifatius Hospital Lingen. Dort informierten ihn Hauptgeschäftsführer Ansgar Veer und der Kuratoriumsvorsitzende, Pfarrer Thomas Burke, über den Baufortschritt, die Möglichkeiten der Versorgung mit Arzneimitteln sowie Medikalprodukten und damit über eine gesicherte Patientenversorgung. „Das Projekt ist ein Meilenstein für die St. Bonifatius Hospitalgesellschaft aber mindestens so sehr auch für das Emsland und für die Patienten selbst“, zeigte sich der Abgeordnete beeindruckt.
Künftig werden mehr als zehn Kliniken sowie zahlreiche Alten- und Pflegeeinrichtungen im Westen Niedersachsens von Lingen aus versorgt. Die Investition von acht Millionen Euro in die zentrale Logistikeinheit am Stadtrand von Lingen sichert die Arbeitsplätze der 44 Mitarbeiter in der Krankenhausapotheke und bietet bei einem aktuellen Umsatz in der Apotheke von rund 30 Millionen Euro Möglichkeiten für weiteres Wachstum.
Auch die drei Reinraumlabore mit drei Herstellplätzen für Medikamente zur Krebsbehandlung und Rezepturen sowie Defekturen nach modernstem Standard wurden vorgestellt. Dort werden dann individuelle, auf den Patienten und seine onkologische Erkrankung angepasste Infusionen und Medikamente erstellt. Allein dieser Bereich wird rund vier Millionen Euro kosten. Über die besondere Klimatechnik und höchste Hygieneanforderungen informierten der Technische Leiter, Carsten Plagge, und Holger Habers aus dem Planungsbüro des Bonifatius Hospitals.
Für Stegemann ist die neue Apotheke wichtig für die Gesundheits- und Krankenpfleger, die Ärzte sowie für die Patienten. „Je besser Prozesse organisiert sind, umso gezielter kann die Behandlung erfolgen.“ So werde zudem das Risiko von Medikationsfehlern weiter gesenkt. Dem Krankenhaus gehe es dabei auch um Strategien zum rationalen Einsatz von Antibiotika. „Die Frage wurde auf dem G20-Gipfel in Hamburg erörtert. Wir haben die Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie 2020. Wichtig ist aber die praktische Umsetzung in der Fläche“, so Stegemann. Hier seien die Krankenhäuser in der Region Vorreiter.
Durch die Erweiterung der Lagerflächen und der Neukonzeptionierung der Lagerlogistik sowie der Herstellungslabore werden nun nicht nur die stetig steigenden Anforderungen der Apothekenkammer an Krankenhausapotheken erfüllt, sondern auch die Abläufe in der Beschaffung, Lagerlogistik und Arzneimittelherstellung verbessert. Zugleich besteht die Option zur Versorgung weiterer Krankenhäuser. Damit werden die bestehenden Arbeitsplätze gesichert und womöglich neue Arbeitsplätze in Lingen entstehen.
Das dies möglich ist, lag auch an der Weitsicht, eng mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik zusammenzuarbeiten. „Wir haben die Experten gezielt ins Projekt geholt, um Prozesse zu objektivieren. Wir wollten die bestmögliche Lösung“, so Geschäftsführer Veer. Dies sei in Verbindung mit Eigenverantwortung gelungen. Stegemann freut diese Zusammenarbeit: „Mit der Fraunhofer-Gesellschaft haben wir den größten Verbund für angewandte Forschung und Entwicklung in Europa. Rund ein Viertel der 2,1 Milliarden Euro Forschungsmittel kommen von Bund und Ländern. Damit wollen wir die Grundlagen für Problemlösungen wie hier bei der Logistik im medizinischen Bereich legen.“ Es sei gut zu wissen, dass dies gelinge.
Schülerinnen und Schüler zum Pharmazeutischen Technischen Assistenten(PTA) können ihr Praktikum in der Krankenhausapotheke absolvieren, ebenso wie Pharmazie Studierende ihre Famulatur während sowie das Praktikum nach dem Studium. Die Apotheke ist Weiterbildungsstätte und bietet die volle dreijährige Weiterbildung zum Fachapotheker für klinische Pharmazie an.