Rede zum agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung

Landwirtschaft - 17. Januar 2020

Herr Präsident,
liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
verehrtes Publikum,

wenn ich die jungen Landwirte auf den Bauerndemonstrationen sehe, denke ich oft daran wie es damals bei mir war.

Ich musste mich auch entscheiden:

Kann ich den Hof übernehmen?

Ist das Risiko vielleicht nicht doch zu groß?

Wie entwickeln sich die Märkte?

Dazu habe ich Gespräche mit Beratern, Berufsschullehrern, mit Mitschülern und anderen Landwirten geführt und war eigentlich nicht viel weiter. Maximal konnte man alle Genannten in Optimisten oder Skeptiker einteilen. Die Entscheidung, den Hof zu übernehmen blieb bei mir selbst.

Und natürlich sind es nicht nur die Fakten, sondern auch die Stimmungslage, die meine Entscheidung beeinflusst haben. Ich habe damals Ja gesagt. Ja zum Hof und Ja zum Leben als Landwirt. Ich habe meine Entscheidung nie bereut!

Deshalb bin ich derzeit besonders besorgt über die allgemeine Stimmungslage.

Sind wir uns klar darüber, welche Auswirkungen es langfristig hat, wenn wir die Situation in der Landwirtschaft permanent als perspektivlos und von Politik und Gesellschaft geschunden darstellen?

Wollen wir es der Pflegebranche gleichtun und so lange die Arbeitssituation schlecht reden, bis wirklich keiner mehr Landwirt werden will?

Dient diese Entwicklung wirklich dazu den Strukturwandel aufzuhalten?

Meine sehr verehrten Damen und Herren: Ich glaube das nicht!

Ich will hier nicht Probleme kleinreden. Bei mir stellen sich bei der Düngeverordnung oder dem Insektenschutzprogramm auch die Nackenhaare hoch. Und wenn man sich dann noch die Mühe macht, die Komplexität der Zusammenhänge dahinter richtig einzusortieren, wird es leider nicht besser!

Der Lage entsprechend arbeiten wir als Union, ja auch als Bauern, permanent an Lösungen im Klein-Klein von politischen Interessenkonflikten, der sogenannten Zivilgesellschaft, Zuständigkeiten, Gerichtsurteilen und der öffentlichen Wahrnehmung!

Ich will hier nichts kleinreden – gar nichts!

Aber wir dürfen eben auch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und eine permanente Schwarzmalerei betreiben. Das führt zu nichts anderem als zu einer depressiven Verstimmung, aber mit Sicherheit nicht zu einer zukunftsgewandten Unternehmermentalität!

Und es gibt tatsächlich Chancen: Das zeigt der Agrarpolitische Bericht der Bundesregierung, den wir hier heute debattieren: „Made in Germany“ ist und bleibt gerade für Lebensmittel ein gutes Verkaufsargument. Das können wir auf der Internationalen Grünen Woche erleben, die heute ihre Pforten für die Besucher öffnet. Laut Agrarbericht wird jeder dritte Euro in der Landwirtschaft über den Export verdient. Und die Landtechnikbranche erlöst sogar drei von vier Euro im Export.

Der Grund für diesen Erfolg unserer Landwirtschaft liegt nicht in Gesetzen und Verordnungen. Nein, er liegt vor allem in der Innovationskraft, in dem Fleiß und dem Mut, aber eben auch in der Zuversicht unserer Bauernfamilien!

Die Weltbevölkerung wird bis zum Jahr 2050 auf über zehn Milliarden Menschen anwachsen und gerade die bevölkerungsreichsten Regionen Indien und China werden nicht annähernd in der Lage sein, sich selbst zu ernähren.

Wir sind in Deutschland Gunstregion für Nahrungsmittelproduktion. Deshalb haben wir die ethisch-moralische Verpflichtung, hier hochwertige Lebensmittel zu erzeugen und dann auch zu exportieren.

Auch die EU Kommission bestätigt das in ihrem neuen Analysepapier der Agrarmärkte. Sie prognostiziert für das nun angebrochene Jahrzehnt eine Steigerung der landwirtschaftlichen Einkommen bis 2030.

Lasst uns deshalb die Zukunft zuversichtlich in die Hände nehmen und Schritt für Schritt unsere Herausforderungen abarbeiten.

Das diesjährige Motto des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Internationalen Grünen Woche lautet: „Du entscheidest!“

Ich will, dass sich auch in Zukunft viele junge Menschen für den Beruf Bauer entscheiden und so wie ich damals ja zur Landwirtschaft sagen!

Wir als Christdemokraten werden gemeinsam mit unserem Koalitionspartner unseren Beitrag dazu leisten!

Vielen Dank.