Nordhorn. Das im Dezember beschlossene Krankenhauspflegeentlastungsgesetz (KHPflEG) aus dem Bundesgesundheitsministerium sorgt beim Betriebsrat der Nordhorner EUREGIO-Klinik für erhebliche Kritik. Insbesondere die Einführung der Pflegepersonalregelung 2.0 (PPR 2.0) sei angesichts der enormen Belastung in der Pflege längst überfällig, meint Betriebsratsvorsitzende Anke Lohrberg. Im KHPflEG ist diese jedoch nur stufenweise und verbindlich erst ab 2025 vorgesehen. Der örtliche Bundestagsabgeordnete Albert Stegemann (CDU) unterstützt die Kritik und setzt sich für eine sofortige Umsetzung ein.
Die PPR 2.0 ist ein Instrument zur Berechnung des Pflegepersonalbedarfs in Krankenhäusern, das bereits in den 1990er Jahren entwickelt wurde. In der PPR werden alle Patienten jeweils einer von neun Pflegeaufwandsgruppen zugeordnet, die sich an der Intensität der Pflege orientieren, die der jeweilige Patient benötigt. Für jede dieser Gruppen ist ein fester Minutenwert hinterlegt, der die für den Pflegebedarf aufzubringenden pflegerischen Leistungen abbildet, und in Personalstellen umzurechnen ist.
Obwohl die PPR sich bewährt hatte, wurde sie 1997 gesetzlich abgeschafft, da die gesetzliche Krankenversicherung den notwendigen Personalaufwuchs nicht mehr finanzieren wollte. Der Betriebsrat der EUREGIO-Klinik und viele andere Verbände sind der Meinung, dass die PPR 2.0 dringend eingeführt werden muss, um der Pflegebelastung in Krankenhäusern angemessen Sorge zu tragen und die Qualität der Versorgung sicherzustellen.
Die Vorsitzende des Betriebsrates, Anke Lohrberg, erklärt: „Die Verzögerung der Scharfschaltung stößt auf wenig Verständnis bei den Betroffenen. Die PPR 2.0 ist bereits hinreichend erprobt und erfolgreich. Diejenigen, die das Instrument entwickelt haben, wissen selbst am besten, worauf es auf den Krankenhausstationen ankommt. Wir freuen uns, dass Albert Stegemann sich für eine sofortige Umsetzung einsetzt und fordern die Abgeordneten der Ampel auf, auf unsere Notsituation zu reagieren.“
Albert Stegemann unterstützt: „Die Situation auf den Stationen ist mehr als angespannt: Die Verzögerung der Pflegepersonalregelungen ist nur eines unter von vielen Themen, weshalb es in unseren Krankenhäusern derzeit brennt. Klar ist, dass die neue Reform die Krankenhäuser nicht zufriedenstellend entlastet. Die Bundesregierung sollte die Pflegepersonalregelung deshalb unverzüglich und verbindlich auf den Weg bringen.“
Auch der Fachkräftemangel war Thema des Gespräches. Der Betriebsrat verweist hier die Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen, durchgeführt von Dr. Jennie Auffenberg, in der festgestellt wurde, dass es erhebliches Potential an Fachkräften gibt, die wieder zurück in die Pflege kommen würden, wenn die Arbeitsbedingungen verbessert würden. In der Studie genannte Bedingungen sind beispielsweise kein Holen aus dem Frei, ein verbindlicher Dienstplan, familienfreundliche Arbeitszeiten, mehr Zeit für Zuwendung und mehr Wertschätzung durch Vorgesetzte. „Das Potential kann abgerufen werden, wenn zügig die Umsetzung der PPR 2.0 beginnt“, schließt Anke Lohrberg ab.